Über die Entwicklung Innerer Energie

ein Interview mit Ömer Humbaraci,
Gründer des European Institute for T'ai Chi Studies e.V.


KFSB: Für Menschen aus dem abendländischen Kulturkreis scheint das altchinesische Qi-Konzept schwer verständlich. Was kann man sich unter dem Begriff "Qi" bzw. "Innerer Energie" vorstellen?

Ö.Humbaraci: Ich möchte sofort über einen wichtigen, sprachbezogenen Grund für das Mißverständnis von Qi sprechen. Es handelt sich hier um ein Kommunikationsproblem mit einer archaischen Sprache, deren Schreibweise ungefähr vor 8000 Jahren angefangen hat sich zu gestalten und mit der uns fremden Denkweise, die sich daraus entwickelte. Ich versuche, dieses Thema so kurz und genau wie möglich abzuhandeln, so daß es für Kampfkünstler von praktischer Relevanz bleibt.

Ömer Humbaraci

Die altchinesische Sprache, oder klassisches Chinesisch, arbeitet nicht hauptsächlich mit abstrakten Konzepten, wie abendländliche Sprachen. Sie ist vielmehr eine emblematische bzw. allegorische Sprache, die sich Piktogrammen und Ideogrammen bedient - die sogenannten Zeichen. In dem Sinne ist Qi kein "Wort", wie wir es hier im Westen verstehen, sondern nur der lautgesprochene Name eines spezifischen Zeichens. Was sich hinter dem Zeichen bzw. der Allegorie, verbirgt, ist eine andere Frage; es ist genau, wie wenn der Arzt einen Patienten zum ersten Mal beim Namen in seiner Praxis ruft, ohne etwas von ihm zu wissen.

Der Arzt stellt ihn zuerst in die Kategorie Homo sapiens; dann in die Kategorie von Frau oder Mann, dann in die von Patient bzw. Kunde, dann privat versichert oder Kassenpatient. Erst nach der Untersuchung, kommt der Patient in die Kategorie Grippaler Infekt, zum Beispiel. All das braucht der Arzt, um seine Arbeit zu tun. Das ist das gleiche für den Sinologen, der Qi innerhalb eines bestimmten Satzzusammenhangs auf Deutsch übersetzen muß. Heißt nun Qi Atmung oder atmen oder Atmosphäre oder Stimmung oder Luft, Gas, Geruch, Moral, geistige Aktivität oder Äther oder Energie oder Lebensenergie, Nervenimpuls oder irgendein undefinierter Impuls, der sich entlang Akupunkturmeridianen verbreitet?

Dort wo der Kontext nicht genügend aufschlußreich ist, wird der Übersetzter raten müssen, genau wenn wir das Wort Rose in einem Gedicht über eine Frau lesen. "Ô du meine Rose...", schreibt der Dichter, aber woran denkt er? Denkt er an die Farbe der Rose, an die Textur ihrer Blumenblätter, an ihren Duft, an die Vergänglichkeit des Lebens, an die Versuchung sie zu pflücken, aber auch an die Angst davor, sich an ihren Dornen zu verletzen? Der Übersetzer ist der gleichen Qual der Wahl ausgesetzt.

Schriftzeichen "Qi", in der Übersetzung etwa:
"Luft"/ "Dampf", Näheres dazu HIER

Das Zeichen genannt "Qi" wurde - will man Sinologen und Archäologen Glauben schenken - von einem Naturphänomen inspiriert, nämlich aufsteigendem Wasserdampf; entweder aus dem Mund eines Menschen im Winter oder der Dampf, der aus einem kochenden Reistopf entweicht oder der leichte Nebel, der von einem regennassen Feld unter der Einwirkung der Sonnenstrahlen emporsteigt.

Damit verbindet sich primär der Name des Zeichens "Qi" mit einer Reihe realer Gegebenheiten. Zum Beispiel die Atmung und der Feinstoff, die augenscheinlich aus dem Körper des Menschen entweichen, wenn er atmet. Stirbt der Mensch, dann atmet er nicht mehr, er hat seinen letzten "Lebenshauch" von sich gegeben. Dieses führt uns zu einer bestimmten Auffassung der Seele, die übrigens in anderen Kulturen vorhanden ist: in der deutschen Kultur, nennt man es heute noch "Odem"; im alten Griechenland, "Pneuma"; im hebräisch und arabischen Sprachraum kennt man es als "Ruakh" (eine ungefähre Umschreibung), was sich fast genauso wie das türkische "Ruh" anhört.

Daher ist der Schritt von "aufsteigendem Dampf" zur "Lebensenergie", "Lebenskraft", "innerer Energie", "innenwohnender Energie", "Vitalität" usw. schnell getan, genau wie zur Grundidee der traditionellen chinesischen Medizin, speziell Akupunktur und Massage (tuina), die Krankheiten als Ausdruck einer Störung des Qi im Menschen sehen, die dann mit verschiedenen Methoden zurück ins Lot gebracht werden können.

Ein anderer Assoziationsschritt wird dann vermutlich infolge des leichten Nebels getan, nämlich, daß unsere Welt auch von Qi in verschiedenen Zuständen gemacht wäre - ähnlich unserem "Äther" - und daher, daß die Gesundheit des Menschen davon abhinge, daß er sein Qi mit dem Qi der Welt in Einklang bringen und sich davon ernähren sollte - was uns zum Thema der Kultivierung des Qi, sprich Lebenskraft, durch Atemübungen (Qigong, Daoyin und Taijiquan) führt und gutes Essen (Qi des kochenden Reis).

Schriftzeichen "Daoyin", in der Übersetzung etwa:
"Leiten" (des Qi) und "Dehnen" (des Körpers), Näheres dazu HIER

Im Laufe der Zeit wurde Qi überall dort eingesetzt, wo man über energetische Phänomene und feinstoffliche Dinge sprechen wollte, dessen Vorgänge und Eigenschaften man wissenschaftlich nicht genau untersuchen konnte. So kann man Qi als eine Art von "Breiwort" für dieses oder jenes Phänomen verstehen, wie das deutsche "Dingsda". Es gilt dann solange, bis man ein genaueres Wort erfunden hat.

Qi hat also nichts Mysteriöses an sich, nichts Magisches: es ist ein ungemein vielfältiger Ausdruck, und wenn man seine Entstehungsgeschichte nicht kennt, fängt man an im Kopf buchstäblich zu "spinnen" oder sich in wilde Wissenschaft zu begeben und zu erwägen, Qi wäre der Urgedanke hinter der Quantentheorie.

Will man trotz allem einen für unsere moderne Mentalität akzeptables Erklärungsmodell beanspruchen, dann ist das praktischste und nüchternste dieses: "Qi ist ein sehr allgemeiner Begriff für alle möglichen energetischen Vorgänge im Köper und im Universum".

Allerdings entsteht keine Energie aus dem Nichts, sondern aus der Wechselwirkung von materiellen Dingen. So sind Kampfkünstler, die sich für Qi interessieren, gut beraten, sich mit Dingen und Handlungen, sprich physikalischen und physiologischen Tatsachen, zu beschäftigen: Denn es ist unmöglich, mit der Vorstellung allein, Reales und Wirksames herbeizuzaubern.

KFSB: Viele Kung Fu-Praktiker sind daran interessiert, sowohl ihren psychophysischen Status, also ihre geistige und körperliche "Fitness" zu verbessern, als auch ihre Kampfkunst-Fähigkeiten zu optimieren. Von den chinesischen Klassikern der Kampfkunstliteratur wird dazu grundsätzlich Qigong als probates Mittel empfohlen. Halten Sie das für einen sinnvollen Ansatz?

Ö.Humbaraci: Der wahre Nutzen irgendeiner Übung, von der man sich irgend etwas Gutes, Wunderbares oder Vernünftiges verspricht, liegt darin, daß man sie konsequent durchführt. Erst dann weiß man, ob Können und Wissen sich deutlich verbessert und erweitert haben - oder eben nicht. Ich gehe selbst so einen Weg und mit Erfolg: mit Zeit und Erfahrung wird die Lernzeit aus den verschiedensten Übungen immer kürzer und die Erfolge immer deutlicher. Ich merke schnell, ob mir ein Übung etwas bringt oder nicht.

Das ist der Weg der Kampfkünste: eine mehr oder weniger gefährliche Entdeckungsreise, während der man lernt, zu lernen und zu lehren. Keine Garantie ist gewährleistet, man muß eben das Risiko eingehen. Vorher kann man nichts über den wahren Nutzen irgendeiner Übungsform oder Technik wissen. Wie das englische Sprichwort lautet: "The proof of the pudding is in the eating" (Der Beweis des Puddings liegt darin, daß man ihn ißt).

KFSB: Ist es aber nicht trotzdem so, daß diejenigen, die Kampfkunst-Übungen bereits seit vielen Jahren praktizieren, also Lehrer wie Sie, den Anfängern einige grundsätzliche hilfreiche Hinweise zur eigenen Übungspraxis geben können? Wie sollte ein Anfänger Ihrer Meinung nach an das Erforschen der Inneren Energie herangehen? Können Sie uns dazu Denkanstöße geben?

Ö.Humbaraci: Natürlich habe ich nach siebenundzwanzig Jahren Forschung auf dem Gebiet der sogenannten "Inneren Kampfkünste" vieles, was ich Anfängern an hilfreichen Hinweisen geben könnte. Ob sie diese mögen werden, steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Sie sind ziemlich unkonventionell.

Ich bin heute sechzig Jahre alt und kann die Dinge tun, die ich einst in alten Legenden des Taijiquan gelesen habe. Allerdings, ich sehe diese kleinen Wunder nicht mehr mit den selben Augen: ich bin sehr nüchtern geworden. Ich nenne übrigens "Innere Energie" lieber "die innewohnende Energie der Körperstruktur" (intrinsic energy of body structure). Diese zu "entwickeln" ist heute für mich nichts anderes, als ein Prozeß des Vergessens geworden; des Vergessens von bestimmten Verhaltens- und Denkmodi, die uns die mühelose Wirksamkeit rauben, mit der wir unser Leben führen könnten.

Abb.1: Florenz, Domino-Effekt: die für den Rückwärtssprung notwendige Energie stammt hauptsächlich von den Assistenten, nicht von mir oder meinem Qi, wenn man will. Meine Positur (links) erlaubt meinen Muskeln, nach unten zu fließen, während die Positur der Assistenten ihre Muskeln zwingt, sich anzuspannen. Sie schieben alle zusammen gegen meinen Bauch; ich weiche kurz aus, nach hinten und nach unten; sie destabilisieren sich und beginnen nach vorne zu fallen. Bevor sie sich erneut stabilisieren können, rücke ich mit dem Bauch nach vorne und nach oben vor. Sie müssen reflexartig nach hinten springen, um nicht zu fallen. Hier spielt der sogenannte Patella - Reflex die Hauptrolle. Es ist eine unwillkürliche Kontraktion der Beinmuskulatur der Assistenten, die sich auch gegenseitig behindern und daher ihre Rumpfmuskeln zum Reagieren nach hinten zwingt. Das sind die Hauptursachen des Domino-Effekts und teilweise auch der anderen Effekte, die man den Qi oder Jing genannten Kräften zuschreiben kann.

Ich weiß jetzt, daß "Innere Energie" (oder wie man sie auch immer nennen will) ihre Effekte dem Bewegungs- und Denkmangel des Gegners verdankt - nicht einem Plus an muskulärer Anspannung, geistiger Kraft oder Siegeswille. Dieser Mangel entsteht aus der Konditionierung des gesamten Menschen durch den Alltag, also durch seine Anpassung an die Arbeitswelt, ob auf dem Feld oder im Büro, die ihm seine natürliche Bewegungsfreiheit und seinen Bewegungsdrang verbietet. Dies fängt mit Bankdrücken in der Grundschule an. Dieser Mangel entsteht auch aus der Konditionierung menschlicher Gedanken durch die Sprache und vorgegebene Denkmodelle, ungeprüfte Traditionen, Produktionszwänge und geistige Tabus.

Es geht darum, sich all dieser "Unreinheiten" zu entledigen, die natürliche körperliche, geistige und seelische Vorgänge unterdrücken. Die Idee, sich von "Unreinheiten" zu "waschen" stammt übrigens von den ersten Daoisten, die alten Einsiedler, deren Lebensweise kaum etwas mit der heutiger daoistischer Priester und Zeremonienmeister gemeinsam hat.

Eine dieser "Unreinheiten" ist ohne Zweifel, sich an Bewegungsformen festzuhalten, die von anderen vorgeführt werden. Der Grund ist einfach zu verstehen: kein Mensch ist dem anderen gleich - weder körperlich, noch charakterlich, noch lebensgeschichtlich. Anstatt aus ihren wahren Ressourcen zu schöpfen, zwingen sich die meisten Praktiker dazu, die Bewegungsmuster und Erklärungen von Meistern, ob tot oder lebendig, anzueignen und zu interpretieren. So vernichten die meisten Praktiker peu à peu ihre "innewohnende Energie": Ich kann schon das Empörungsgeschrei vieler hören, egal ob sie "innere" oder "äußere" Kampfkünste praktizieren.

Die andere "Unreinheit" ist eine Verkennung. Der Mensch verkennt die Tatsache, daß alle seine Handlungen, hintergründig und unbemerkt, von einer ihm absolut fremden Naturgewalt bestimmt werden: von der Schwerkraft. Sie bestimmt die Struktur unserer Knochen, die Anordnung unserer Muskeln und der inneren Organe: sie ist diejenige Kraft, die uns unablässig, Tag und Nacht, immer nur in eine Richtung drückt, nach unten. Sie ist diejenige, die uns zum Ertrinken im Wasser und zu Fall auf den Boden bringt, die uns ermüdet und freibewegende Massen zu Gewichten macht.

Abb.2: Beijing, Tuishou "Entwurzelung" im Park

Allerdings: Schwerkraft ist zwar eine ewige Last, aber eine natürliche Bestimmung: ohne sie hätten wir eine ganz andere Gestalt. Warum? Wie alle anderen Organismen auf diesem Planet haben wir vom Embryonal- bis zum Erwachsenenstadium, mikroskopische Zellstrukturen und makroskopische, mechanische Strukturen entwickelt. Ihre Funktionen und Formen sind genetisch bestimmt, allerdings sind sie unter dem ständigen Einfluß des Schwerkraftfelds und unserer Ernährung gewachsen.

Um dies zu verdeutlichen: Bäume die in Küstengebieten wachsen, wo ein dominanter Wind immer von derselben Himmelsrichtung weht, wachsen nicht gerade, sondern in abgekehrter Richtung gebogen, und die Blätter auf der Krone wachsen auf der Lee-Seite. Die Gestalt ihrer tragenden Strukturen hat sich der dominanten Wirkung dieser Kraft angepaßt.

Abb.3: Elmshorn, "Entwurzelung" mit Schulter

Unsere körperlichen Strukturen erlauben uns die Last unseres Körpergewichts mit mehr oder weniger Mühe von hier bis dort fortzubewegen. Ihre Gestalt ergibt sich aus einer Wechselwirkung von Naturgewalten: unserem genetischen Code, der Schwerkraft und dem Fortbewegungsdrang für die Nahrungssuche - Hunger. Wäre dann in unserem Fall, die "innenwohnende Energie" nichts anderes, als der möglichst mühelose Nutzen der Gestalt solcher Strukturen, also der Weg zur effizienteren, individuellen "Form", der uns erlaubt, die konstante Beschleunigung nach unten der Schwerkraft auszunutzen, anstatt dagegen zu kämpfen? Das ist mein Denkanstoß.

KFSB: Ihre Aussagen werfen da zunächst einige Fragen auf, die sich vielleicht primär auf die Verwendung der Begrifflichkeiten beziehen: Das Energiekonzept des klassischen Qigong und damit auch das klassische Energiekonzept der chinesischen Kampfkünste geht ja davon aus, daß durch entsprechendes Training eine Aktivierung, Steuerung und "Anwendung" von Qi möglich ist. Diese durch Übung zu entwickelnden Fähigkeiten haben doch zunächst nichts mit der Struktur und der Bewegung eines Gegners zu tun.

Schriftzeichen "Qigong", in der Übersetzung etwa:
"Übung des Qi", Näheres dazu HIER

Wenn Sie sich also auf "intrinsic energy of body structure" beziehen, dann meinen Sie nicht den klassischen chinesischen Qi-Begriff im Sinne einer Energie, die laut der Traditionellen Chinesischen Medizin in einem System aus Leitbahnen (Meridianen) durch den Körper zirkuliert?

Ö.Humbaraci: Nein, das meine ich überhaupt nicht. Ich rede von dem langzeitlichen und unmittelbaren Effekt der Gravitation auf die organischen Strukturen des Körpers, kurz gesagt: Skelett, Muskulatur und Eingeweide.

Allerdings, bevor ich weiter erörtere, was ich damit anfange, möchte ich Folgendes klären. Man muß sich zuerst im Klaren sein, was man überhaupt unter "Kampfkunst" versteht. Ich habe viele Menschen getroffen, die sich fast ausschließlich mit dem "Lenken" von "Qi" im eigenen Körper beschäftigt haben und der geistigen Konzentration, Muskelführung und Atmung, die damit verbunden sind.

Abb.4: Florenz, unerwartete Raumverkürzung als
Antwort auf einen Angriff, ohne Kontakt.

Das haben sie mittels verschiedenster Meditationsweisen, Qigong- oder Taijiquan-Übungen getan. Von der subjektiven Empfindung des "zirkulierenden Qi" bis hin zum Wohlbefinden und der Harmonie bei ritualisierten Partnerübungen ging alles sehr gut. Als allerdings der Partner zum richtigen Gegner wurde oder überhaupt keine Ahnung von Kampfkunst hatte, aber trotzdem kämpfen konnte, um zu verletzten und zu siegen, waren diese Menschen hilflos. Sie kamen nicht mal auf die Idee, einem kompromißlosen Angriff aus dem Weg zu gehen, also die "Escape Taste zu drücken".

Schriftzeichen "Tai Ji Quan", Näheres dazu HIER

Sie hatten nie die notwendigen Bewegungserfahrungen und damit verbundenen Fehler des Freikampfes gesammelt und damit weitergearbeitet. Es muß ein bißchen weh tun, es muß allerdings nicht brutal sein. Man muß nur wissen, woran man ist. Man lernt schließlich Surfen erst, wenn man ein paar Mal ins Meerwasser gefallen ist, nicht wenn man bei der ersten Lektion mitten in einen 15 Meter hohen "Tube" auf Hawaii geworfen wird: man stirbt daran. Wenn man aber auf seinem Surfbrett in der Badewanne übt, dann wird die erste kleine Welle auf dem Meer einen zwangsläufig umwerfen, den man kennt ihren Effekt nicht.

Daher: Will man ritualisiert Kampfkunst üben, dann soll man sich nicht unbedingt für das interessieren, was ich jetzt sage.

Ich lehre Folgendes in meiner Shayuquan-Schule: der erste und wahre Gegner ist weder der Andere, noch ist es das berühmte "Ich" oder "Ego". Es ist schlicht und einfach der materielle Erdboden - nüchterner geht es nicht, jeder kennt den Boden und fühlt ihn unter seinen Füßen. Es ist dort, wo alle unsere Körpergewichte zwangsläufig wieder landen und uns erfahren lassen, wie ummittelbar die Gravitation funktioniert.

Schriftzeichen "Shayuquan", in der Übersetzung etwa:
"Hai Faust Stil", Näheres dazu HIER

Als in Norddeutschland noch die Seen im Winter zufroren, lernte ich auf dem Eis zu rennen, mit Turnschuhen und plötzlich auf der Stelle zu stoppen. Man kann sich vorstellen, wie oft mein Allerwertester anfangs auf das Eis prallte. Allerdings war ich nach einer halben Stunde so weit, daß ich rennen und stoppen konnte, ohne zu fallen.

Dieses Kunststück hatte ich mir in meiner Kindheit aus einem Dokumentar-film über jagende Inuits (Eskimos) abgeschaut, die mit ihren Pelzen und Stiefeln aus Robbenleder auf dem Eis herumliefen, als ob sie auf einem Teppich gingen, allerdings mit einer mir absolut fremden Bewegungsart. Diese Bilder sind mir nie aus dem Kopf gegangen, und eines Tages wollte ich es auch können.

Das heißt, wenn die Bodenreibungskräfte verschwinden und die spontanen Schwingungen des Körpers in der Bewegung keinen Halt mehr bieten, ist man der Wirkung des Fallens seines Körpergewichts ausgeliefert. Ähnliches passiert, wenn man nur auf dem Parkett oder Tatami geübt hat und sich dann plötzlich auf einer Sanddüne, im Schlamm, auf Geröll, unebenem Rasen oder gepflügtem Feld, auf einem Berghang oder im Wasser befindet.

Der "wahre Gegner" hat sich so geändert, daß er uns ganz und gar überrascht. Weiß man nun das Fallen der verschiedenen Gewichte seines Körpers, also des Kopfes, der Arme, des Rumpfes, der Beine und der inneren Organe, in der Bewegung so zu koordinieren, daß sie alle senkrecht zusammenwirken, dann braucht man kaum Bodenreibungskräfte, um sich zu stabilisieren.

So können ungeahnte Energien freigesetzt werden, die vorher in Reibungen auf dem Boden verschwanden, aber auch in Reibungen und Hitze in den Muskeln selbst und zwischen verschiedenen Muskelschichten, zwischen Sehnen und Knochen. Diese Reibungen treten zwangsläufig auf, wenn man Körperschwingungen mit einer Muskelnkontraktion, bzw. Stoppbewegung, kompensieren muß, die einem die Balance rauben und den gesamten Körper in unbeabsichtigte Richtungen bringen.

An dieser Stelle möchte ich hinzufügen, daß die menschlichen Füße eine Unmenge an ursprüngliche Empfindsamkeit und Steuerungsmöglichkeit verloren haben, dank der Erfindung von Schuhen, die - nach jüngsten archäologischen Funden - zurück bis zu den Neandertalern reichen und zu einer Rückbildung der kleinen Zehen geführt haben: so viel zu den Effekten der Zivilisation und menschlichem Erfindungsreichtum auf unseren Körper. Hier den Link dazu, leider nur auf englisch:

http://news.bbc.co.uk/2/hi/science/nature/4173838.stm

So wird man jetzt vielleicht verstehen, daß man die "innenwohnende Energie der Körperstruktur" nicht automatisch als eine positive, günstige Energie betrachten muß. Sie kann sich auch gegen einen selbst richten und daher muß sie ständig gesteuert werden, wie ein Kriegsroß. Es geht darum, die Wirkungsweisen diese Energie zu erkunden - also unbedingt die "Lernfehler" machen, aus denen man wirklich lernt. Wer diesen Urgegner, den Boden, "gemeistert" hat, der hat einen bedeutenden Gegner weniger; der andere hat ihn immer noch und weiß es nicht.

KFSB: Welche Übungen praktizieren Sie, um den Gegner "Boden" zu meistern? Können Sie dazu etwas Grundsätzliches sagen, so daß auch Kampfkünstler anderer Stile entsprechende Übungen in ihr eigenes Training integrieren können?

Ö.Humbaraci: Wir haben dafür eine Reihe von Übungsformen, die allerdings eng mit der Shayuquan Trainings- und Unterrichtsmethode verbunden sind. Daher macht es keinen großen Sinn, diese in einem Interview zu erörtern, das von Anhängern anderer Schulen gelesen wird. Grundsätzlich kann ich trotzdem etwas dazu sagen, allerdings muß ich vorher ein wenig ausholen.

Die Zeichen "Sha", "Yu" und "Quan" in Siegelschrift

Was folgt, ergibt sich aus Zeitlupenstudien von Videoaufnahmen menschlicher Bewegungen (Kampfkünstler, Sportler und Menschen auf der Straße) und einer Reihe von praktischen Tests, die seit 1993 im Rahmen des European Institute for T'ai Chi Studies e.V. geführt worden sind.

Die meisten Kampfkünste oder Kampfsportarten werden auf dem Parkett oder auf Tatamis erlernt und praktiziert. Es sind mehr oder weniger harte, glatte und horizontale Flächen. Allerdings, je mehr man auf solchen Flächen trainiert, je mehr passen sich alle Bewegungen des Körpers den Bedingungen dieser Flächen an. Muskeln entwickeln automatisierte Stützreflexe des Körpers entlang bestimmter Muskelketten, die sich dann automatisch anspannen und entspannen, wenn man von einer Bewegungsform zur anderen wechselt. Dies bewirkt wiederum eine rhythmische Anspannung prinzipiell der Fuß- und Beinmuskeln, (inklusive Iliopsoas und Zwerchfell) die dann zu einem unbewußten, sehr kleinen Hüpfrhythmus des gesamten Körpers führt. Das ist übrigens die gewohnte Art und Weise, mit der die meisten Stadtbewohner gehen.

In Streßsituationen, übernimmt dieses Hüpfen oft die Überhand über alle anderen Möglichkeiten der Manövrierens, wie man es zum Beispiel bei Taekwondo- oder olympischen Fechtwettkämpfen, deutlich sehen kann.

Alle möglichen Bewegungsformen sind daher von diesem unbewußten "Hüpfprozeß" bedingt, und dies zieht Konsequenzen mit sich. Diese sieht man deutlich, wenn es einem Judoka beim Randori gelingt, den anderen hoch zu werfen, also einen schönen "Ippon" zu markieren. Was man kaum sieht, ist daß der Geworfene dem Werfer unbewußt mit einem kleinen, unbewußten Hochhüpfen hilft: man muß genau die Füße beobachten. Das gleiche Phänomen passiert auch bei allen anderen Wettkampfarten, allerdings ist dies sehr schwer ohne Zeitlupenaufnahmen zu sehen.

Dieses Hüpfen beeinträchtigt sehr die Steuerungspräzision aller "Techniken", denn es zwingt den gesamten Körper, sich für eine mehr oder weniger Kurze Zeit in eine bestimmte Richtung zu bewegen, die die gewünschte Richtung der Gliedmaßen stark bedingt.

Also, will man sich dieses "Hüpfphänomens" konkret annehmen, es besser studieren - und eventuell meistern - soll man damit anfangen, das Kampfkunsttraining auf Sand oder auf unebenen Boden (Wiese, Geröll oder Hügelhang) zu verlegen. So gerät das automatisierte Hüpfen in eine Krise, und man merkt, daß man viel mehr Muskeln hat, als man glaubte.

Um einen effektiven Trainingseffekt zu erreichen, sollte man dieses bis an den Rand der totalen Erschöpfung machen - und das kommt in der Regel schneller als zuerst vermutet, denn man bewegt seine Muskeln auf eine ganz andere Art und Weise, und auch andere Muskeln müssen arbeiten, die bis jetzt inaktiviert waren. Mit so einem Training fängt man an, seine Improvisationsmöglichkeiten zu erhöhen und das unbewußte Hüpfen durch die Steuerung anderer Muskeln in den Griff zu bekommen.

Allerdings, sind bestimmte Kampfkunstarten sehr auf Sprünge ausgerichtet, und dieses Training könnte manchem Praktiker nicht so sehr zusagen. Es ist eher für diejenigen gut, die sich für andere Möglichkeiten der Nutzung der Bewegungsenergie interessieren.

KFSB: Diesen Hinweis zum Training auf unebenem Untergrund werden bestimmt viele Praktiker gern berücksichtigen, auch wenn es nur wenigen möglich sein wird, das Training komplett aus der Übungshalle nach draußen zu verlagern. Wahrscheinlich könnten da schon hin und wieder einige Trainingseinheiten im Park auf sandigem oder steinigem Boden hilfreich sein.

Für wie wichtig halten Sie grundsätzlich die Korrektur durch einen Lehrer? Denken Sie, daß es einem gewissenhaft Übenden möglich ist, auch durch selbständiges Training Fortschritte zu machen oder glauben Sie, daß ein Lehrer unentbehrlich ist?

Ö.Humbaraci: Ich kann diese Frage nur sinnvoll beantworten, wenn ich sie auf meine eigene Shayuquan-Schule beziehe. Sie lehrt keine festen, vorgefertigten Formen: die Schüler entwickeln ihre Formen und Techniken aus den Variationen von natürlichen, den Menschen angeborenen Urbewegungen. Es sind zum Beispiel Gehen, Rennen, Fallen und Aufstehen, Hocken, Sich-Winden, Drehen, Nehmen und Geben, Ziehen und Schieben, Treten und Bücken, Anfassen und Loslassen. Der Vorteil dieser Bewegungen ist, daß man sie nicht lernen muß. So entfällt der Lernstreß, der durch das Erlernen vorgefertigter Formen entsteht. Was man allerdings doch lernen muß, ist wie man sie unendlich variieren kann, ohne eine einzige zu wiederholen - also absolut erratische Bewegungen zustande zu bringen.

Jeder wird nun denken, daß so eine einfache Sache keine Anweisung oder Korrektur seitens eines Lehrers braucht: es gibt scheinbar nichts zu lernen, jeder kann spontan improvisieren wie er will. Die Erfahrung zeigt allerdings, daß die meisten Schüler keine wirklich erratischen Bewegungen machen können. Sie fallen irgendwann in eine Bewegungsschleife hinein, ohne es zu merken, und bleiben dabei. An diesem Punkt entsteht, sozusagen, meine Unentbehrlichkeit als erfahrener Lehrer.

Abb.5: Rom, "Entwurzelung" beim freien Tuishou

Ich kann diese Bewegungsschleifen sehen, ihre Ursachen erkennen und sogar voraussagen, wann sie auftreten werden. So sage ich einem: "Du hast dies und dies getan, probiere mal dieses, bewege diese Muskeln" usw. Kann er diesen Fehler anhand meiner Tips selber bearbeiten, dann gut. Wenn nicht, dann lasse ich ihn weiter machen, aus gutem Grunde. Eine Korrektur von mir soll wie ein Rosenbusch auf der Erde gedeihen, den der Schüler selber bearbeitet. Sie muß auf einem Fehlersubstrat des Schülers wachsen, das ist sein eigener Boden, das ist sein wesenhafter Lernweg. Er kann sich im Moment nicht besser oder effizienter bewegen, und er arbeitet daran.

Ich gebe meinen Schülern auch eine Motivierung, diese Übung ernst zu nehmen. Also, ich demonstriere die Anwendung einer Urbewegungsvariation, zum Beispiel eine Art Schlag. Sie erfahren selbst, wie wirkungsvoll und doch mühelos er sein kann. Ich erkläre ihnen auch warum, anhand physikalischer und physiologischer Gesetze.

Würde ich im richtigen Moment nicht einschreiten, würden sie Fehler und Unaufmerksamkeiten so lange begehen, bis sie den Mut zum Lernen verlieren. Denn mit diesem Training sollen sie nicht nur eine ungewöhnliche Steuerungsfähigkeit ihrer Bewegungen bzw. Techniken erreichen, sondern auch eine wendige und zähe Muskelkraft, die aus der Zusammenwirkung aller Muskeln entsteht.

Meine Arbeit als Lehrer ist ähnlich die eines Gärtners: er darf die Pflanzen nicht zum Wachsen mit Überdüngung und Überwässerung zwingen, denn sie werden davon abhängig und sogar krank. Er muß ihnen seine Aufmerksamkeit schenken und nur dann einschreiten, wenn es notwendig ist. Das ist eine Frage der Lehrerfahrung und diese fällt nicht vom Himmel. Ich habe mir nicht 27 Jahren die Mühe umsonst gemacht, über meinen eigenen Schatten zu springen: heute kann ich sagen, daß ich ernst und effizient lehren kann. Dabei übe ich auch mit meinen Schülern, langweile mich nie und habe dabei Spaß, und das überträgt sich dann auf sie.

KFSB: Gibt es grundsätzliche Empfehlungen, die Sie anderen Kung Fu-Praktikern ans Herz legen würden, um sich von den angesprochenen routinierten aber unnatürlichen Bewegungsformen zu lösen?

Ö.Humbaraci: Man kann, wie ich es vorher beschrieben habe, auf unregelmäßigem Boden üben und sich mit erratischen Bewegungen beschäftigen. Will oder kann man dies nicht tun, dann soll man bei der Ausführung von Formen unnötige Muskelanspannung bzw. Verkrampfung, eliminieren. So kann man eine genauere Raumwahrnehmung entwickeln und das Bedürfnis, Kraft in den Muskeln zu spüren, loswerden.

Das mag sich für einige als Unsinn anhören: es ist allerdings eine Tatsache, daß Gefühle von Muskelanspannung und Kraft im Körper nichts anders sind, als ein Zeichen für den Wiederstand gegen die eigene Bewegung. Es ist ein Zeichen dafür, daß man seine Bewegung stark bremst: ein wenig wie ein unsicherer Autofahrer, der bei jeder Bewegung des Lenkrads gleichzeitig auf die Bremspedale drückt, weil er vorher zu hektisch auf das Gaspedal gedrückt hat. Für ihn wäre es besser, zuerst seine Geschwindigkeit geschmeidig zu kontrollieren.

KFSB: Eine abschließende Frage: Welche Möglichkeiten zur weiteren Erforschung und Recherche würden Sie vorschlagen? Macht es Sinn spezielle Bücher zu lesen, sollte man bestimmte Seminare zu besuchen, was würden Sie empfehlen?

Ö.Humbaraci: Es gibt zwei Forschungswege, den theoretischen und den praktischen Forschungsweg.

Man muß zuerst präzise praktische Ziele verfolgen, so daß die theoretische Forschung nicht zur fruchtlosen Spekulationen führt. Kennt ein Chemiestudent nur die Theorie von Ionen, pH-Werten und vom Molekulargewicht, hat aber keine Ahnung, wie die verschiedenen Geräte und Chemikalien des Chemielabors funktionieren, wird er nicht mal reines NaCl, sprich Tafelsalz, künstlich herstellen können. Sein erstes Ziel wäre daher mit Bunsenbrenner, Reagenzgläsern, Pipetten und Titrations-apparaten umgehen zu lernen.

Hier ein sehr vereinfachtes Forschungsbeispiel, das praktisch anfängt, dann in die Theorie mündet und dann zur Praxis zurückkehrt:

1) Man nimmt sich das Ziel vor "Qi als Weg zur Bewegungseffizienz" - also, die höchstmögliche Wirkung mit dem niedrigstmöglichen Energieaufwand zu erreichen.

2) Man wählt dann eine Partnerform aus, zum Beispiel eine bekannte Wurftechnik. Der Partner soll sozusagen sein lebendiges Gewicht zur Verfügung stellen und sich nicht zu sehr wehren: das ist kein Ringkampf, sondern eine Übung.

Man führt den Wurf komplett aus, mit der Aufgabe allerdings, während des Wurfes auf alle seine Muskeln zu achten. Man wirft solange auf die gleiche Art und Weise, bis man sich genau die Stellen merken kann, wo starke Muskelbelastungen regelmäßig auftreten. Dort verwandelt sich die Bewegungsenergie in Druck, Hitze und Reibung: sie dient dem Zweck des Werfens nicht mehr.

3) Man fängt wieder mit der Wurftechnik an, aber diesmal versucht man seine Wurftechnik so zu modifizieren, daß andere, unmittelbar benachbarte Muskeln, belastet werden. Man macht das solange, bis man den Punkt erreicht, wo man nicht genau sagen kann, wo Muskeln stärker belastet werden als andere.

4) Der nächste Schritt ist der theoretische, also das Nutzen von wissenschaftlichen Erkenntnissen. Man schlägt zum Beispiel ein Anatomiebuch auf und studiert genau die Gestalt der Knochen und der Gelenke, die mit den gemerkten Muskelstellen korrespondieren. So kann man den Verlauf von Muskeln, Sehnen und Knochen erkennen, um sie dann besser im Körper orten und daher steuern zu können.

Jetzt zu erklären, wie man diese anatomischen und anderen Erkenntnisse aus der Physiologie, Physik und Bionik in die Praxis umsetzt, um die Grenzen seines Könnens und Wissens zu sprengen, geht weit über die Möglichkeit dieses Interviews hinaus. Ein ähnliches Verfahren wird auch für andere Lernziele angewendet, wie zum Beispiel "Qi als totale Körperatmung" oder "Das Führen des Qi als hyperfeine Muskelsteuerung" usw.

Die notwendigen Unterweisung und Demonstrationen bekommt man in den Shayuquan-Seminaren; ich kenne sonst keine andere Schule in der Welt, die diese Erkenntnismethoden und Trainingsverfahren einsetzt. Sie stammen aus zirka 13 Jahren Forschungen in Deutschland und Italien, im Rahmen des European Institute for T'ai Chi Studies e.V. Bis heute haben mir fast alle Teilnehmer der Shayuquan-Seminare aus den verschiedensten Interessengruppen, vom Laien bis hin zum Lehrer, bestätigt, daß diese Methoden unmittelbar funktionieren. Sie lassen keinen Raum für Spekulationen oder Vermutungen zu.

Mein Ziel ist es, den Teilnehmern Anweisungen zu geben, deren Zweck sie genau verstehen und deshalb intelligent folgen können; und dies führt zu einem unmittelbaren Quantensprung in der Qualität, sprich Effizienz, ihrer Bewegungen.

So haben zum Beispiel Judokas ihre Würfe verbessert, Sportlerinnen im 400 Meterlauf gesiegt ohne aus der Puste zu kommen, Bogenschützen (japanisches Yumi und englisches Longbow) präziser und müheloser geschossen, Surfer und Skier ihre Balance und Brettführung verbessert, Wing Tsun-Praktiker ihre Techniken effizienter trainiert, Ringer gelernt, sich schneller aus einem Griff zu befreien, Taijiquan-Praktiker gelernt, ihre Atmung zu erweitern und die "Zähe Kraft" zu entwickeln, Redner können die Aufmerksamkeit ihrer Zuhörer mühelos auf sich zu richten; alles binnen einiger Tage, in einigen Fällen, sogar Stunden.

Zum Schluß: Shayuquan ist, genau gesagt, nicht ein Stil oder ein System in sich. Es ist eine Schule, die Schritt für Schritt die Wirkungsweise des "Systems" Körper optimiert, egal welche Aktivität, Sport oder Kunst man ausübt. Seminare werden auf der Shayuquan Homepage www.shayuquan.de angekündigt.

KFSB: Vielen Dank für dieses Interview und die vielen neuen Anregungen!

 

Anhang-Videoclips:

Ö.Humbaraci: Diese Files sind keine Demos, sondern haben eine didaktische Funktion. Es empfiehlt sich, die Clips mit einem Quick Time-Player anzuschauen, dann den Cursor hin und her bewegen, um die Handlungsphasen in Zeitlupe zu studieren. Der Gegner ist ein Schüler der den "Anfänger" spielt, aber mehr tun kann als das, was man hier sieht.

 

Bild anklicken, um den Clip zu sehen

Clip1: Das seltsame Verhalten des Angreifers hat damit zu tun, daß ich mit meiner Fußbewegung den Raum besetzte, wo er sich mit seinem eigenen Fuß stabilisieren muß.

 

Bild anklicken, um den Clip zu sehen

Clip2: Das Fehlen der rechtzeitigen Reaktion des Angreifers hat damit zu tun, daß ich keine ruckartige Beschleunigung benutzte (also mit Ansatz), sondern eine progressive.