Interview mit Shi Yan Xin,
Shaolin-Meister der 34.Generation und
Shifu des Shaolin Kung Fu Instituts

 

KFSB: In welchem Stadtbezirk unterrichten Sie?
Shi Yan Xin: Das Shaolin Kung Fu Institut befindet sich in der Stromstr. 11-17 in Berlin Moabit im Bezirk Tiergarten-Mitte und ist durch die U9 (Turmstraße) und diverse Buslinien sehr gut zu erreichen.

KFSB: Welchen Stil unterrichten Sie, und wie würden Sie diesen Stil charakterisieren?
Shi Yan Xin: Als Meister der 34. Generation des Shaolin-Tempel unterrichte ich sowohl traditionelles Shaolin Kung Fu als auch das modernere San Da. Unterstützt werde ich von Meister Shi Yan Sen, der ebenfalls der 34. Generation des Shaolin Tempel angehört.

KFSB: Welche Voraussetzungen sollte ein Schüler der bei Ihnen beginnen möchte mitbringen?
Shi Yan Xin: Begeisterung für den Sport, Spaß am Lernen, Ausdauer und Respekt vor den Meistern. Wichtig ist auch, dass Kung Fu nur der Selbstverteidigung dient. Das heißt, die Schüler sollten nicht aggressiv sein.

KFSB: Wie verläuft die Ausbildung an Ihrer Schule?
Shi Yan Xin: Der Unterricht ist von dem Ablauf und der Struktur ähnlich aufgebaut, wie ich selbst Kung Fu erlernt habe. Ähnlich deshalb, weil das Training hier auf eine Zeitstunde angepasst ist, aber alle Elemente enthält, die an einem Trainingstag im Shaolin Tempel gelehrt wurden. Das heißt Aufwärmen, Grund- und Basisübungen sowie Formen beim Kung Fu bzw. Partner- und Sandsack-/Pratzentraining beim San Da.

Es gibt keine Gürtel-Prüfungen. Auch dies habe ich vom Shaolin Tempel übernommen. Aber es gibt eine jährliche Prüfung für alle Schüler. Diese ist kostenfrei und dient lediglich der Leistungskontrolle, um die Schüler entsprechend ihrer Fähigkeiten fördern zu können.

KFSB: Wie lang ist eine Trainingseinheit und wie verläuft das Training?
Shi Yan Xin: Eine Trainingseinheit ist 60 Minuten lang. Da Kung Fu und San Da bzw. Tai Ji und Qi Gong jeweils hintereinander angeboten werden, bietet sich der Besuch von zwei Kursen hintereinander an.

Das Kung Fu Training beginnt mit Aufwärmübungen, dann werden Grundtechniken inklusive Sprünge trainiert und anschließend werden Formen unterrichtet. Die Formen werden erklärt und die Elemente auch mit Partnerübungen angewendet, so dass die Selbstverteidigungselemente der Formen verständlich werden.

KFSB: Wie oft kann man in Ihrer Schule trainieren?
Shi Yan Xin: An fünf Tagen in der Woche - von Montag bis Freitag. An den Wochenenden finden keine Kurse statt, diese sind für Seminare und freies Training freigehalten.

KFSB: Spielen in Ihrem Unterricht andere traditionelle Elemente/ Künste wie z.B. Löwentanz eine Rolle?
Shi Yan Xin: Das Shaolin Kung Fu Institut ist eine Stätte der chinesischen Kultur. Im Eingangsbereich entsteht gerade ein kleines chinesisches Teehaus, das sowohl wartende Eltern wie auch Schüler und andere Gäste zum Verweilen und Austausch mit den Meistern einladen soll, um die chinesische Kultur besser kennen zu lernen. Es ist geplant, in einem Bereich unserer Räumlichkeiten einen chinesischen Tempel einzurichten.

KFSB: Welchen Stellenwert besitzen Formen in Ihrem Unterricht?
Shi Yan Xin: In den Formen sind sämtliche Techniken des Kung Fu enthalten. Insofern sind sie fester Bestandteil der Ausbildung. Wichtig ist, dass die Formen nicht nur "auswendig" gelernt werden, sondern der Sinn der Bewegungen verstanden wird.

KFSB: Welche Rolle spielen Beintechniken in Ihrem Training?
Shi Yan Xin: Beintechniken sind elementarer Bestandteil des Kung Fu. Der Stil des Südtempels legt mehr Wert auf Armtechniken, während der Stil des Nordtempels (des ursprünglichen Shaolin Tempels) die Beintechniken stärker fokussiert. Der bei uns unterrichtete Nordstil zeichnet sich dadurch aus, dass die Arme dafür eingesetzt werden, dass ein potenzieller Gegner seinen Angriff nicht durchführen kann.

Mit den Beinen erfolgt dann der Gegenangriff, um den Angreifer außer Gefecht zu setzten. Beintechniken eignen sich dafür besser, weil die Beine zum einen eine größere Reichweite haben als die Arme, zum anderen mehr Kraft. Wichtig ist jedoch das Zusammenspiel von Armen und Beinen als Abwehr und Gegenangriff.

 

KFSB: Welche Rolle spielt der Freikampf?
Shi Yan Xin: In den Kung Fu Kursen wird kein Freikampf trainiert. Für Interessierte auf diesem Gebiet, bieten wir San Da an. Aber auch dort müssen die Schüler zuerst die Grundtechniken beherrschen, um ein Verletzungsrisiko auszuschließen.

KFSB: Wird bei Ihnen auf SV-Anwendungen eingegangen?
Shi Yan Xin: Jede Kung Fu Form besteht aus Selbstverteidigungselementen. Bei uns werden die Bewegungsabläufe nicht einfach nur nachgemacht und gelernt, sondern bei jeder Bewegung wird erklärt, welchen Sinn sie hat. Ein spezielles Training für Selbstverteidigung bieten wir zusätzlich in unseren San Da Kursen an.

KFSB: Spielt Akrobatik im Unterricht eine Rolle, muß man sehr fit und beweglich sein?
Shi Yan Xin: Das Erlernen von akrobatischen Grundelementen wie Sprünge und Radschlagen (für Fortgeschrittene Radschlag ohne Hände, Saltos etc.) gehört mit zum Training. Sehr fit und beweglich muss man als Anfänger nicht sein. Das kommt automatisch, wenn man regelmäßig trainiert. Je nach Talent und Spaß an den Übungen wird die Begabung selbstverständlich gefördert.

KFSB: Finden auch Wettkämpfe statt?
Shi Yan Xin: Derzeit noch nicht, da wir das Shaolin Kung Fu Insitut erst im September 2009 eröffnet haben. Aber später - warum nicht?

KFSB:
Gibt es ein Angebot für Kinder?
Shi Yan Xin: Ja, spezielles Kinder Kung Fu Training findet von Montag bis Freitag jeden Tag von 17 bis 18 Uhr statt. Die Kinder sind begeistert und lernen sehr schnell. Das freut uns besonders.

KFSB: Werden Waffentechniken unterrichtet?
Shi Yan Xin: Fortgeschrittene erlernen den Umgang mit den Waffen der Shaolin, u.a. mit dem Stock, Schwert, Säbel etc.

KFSB: Spielt geistige Übung (z.B. Meditation) eine Rolle?
Shi Yan Xin: Meditation bzw. meditative Elemente sind Bestandteil unseres Qi Gong und Tai Ji Unterrichts.