Interview mit Eray Baskaynak,
Lehrer der Dong Fang Quan Schule

 

KFSB: In welchem Stadtbezirk unterrichten Sie?
E. Baskaynak: Wir trainieren im Bezirk Wedding in der Ravenéstraße 11-12. Der Unterricht findet in der Sporthalle der Theodor-Plivier Oberschule statt.

KFSB: Welchen Stil unterrichten Sie, und wie würden Sie diesen Stil charakterisieren?
E. Baskaynak: Mein Stil nennt sich Dong Fang Quan und heißt im Deutschen soviel wie Faust Asiens oder Faust aus Fernost und ist eine Weiterentwicklung des Stils meines Meisters ASF (Asia Street Fight).

Nun wie kann ich es am besten erklären, Dong Fang Quan ist eine lebendige Kampfkunst und wie der Lauf der Zeit diese Welt verändert, wird sich auch dieser Stil von Zeit zu Zeit und Generation zu Generation verändern.

Mein Anliegen ist, den "Missing Link" zwischen den traditionellen und den modernen Schulen zu finden und beides in meinem Stil zu vereinen.

KFSB: Welche Voraussetzungen sollte ein Schüler der bei Ihnen beginnen möchte mitbringen?
E. Baskaynak: Viel Spaß und Freude am Training, Geduld, Fleiß und ein freundliches und nicht überhebliches Auftreten.

KFSB: Wie verläuft die Ausbildung an Ihrer Schule?
E. Baskaynak: Dieses System ist in vier Stufen unterteilt und beinhaltet theoretisches und praktisches Wissen, welches der Schüler lernt und jeweils in einer Prüfung demonstrieren muss, um die nächste Stufe zu erreichen... Die Stufen unterscheiden sich natürlich im Anspruch, je höher die Stufe, desto schwieriger ist sie.

KFSB: Wie lang ist eine Trainingseinheit und wie verläuft das Training?
E. Baskaynak: Das Training für Kinder dauert von 1,5 Stunden bis zu 2 stunden und beinhaltet hauptsächlich Basistraining, Spannungs- und Entspannungsübungen und Training der Flexibilität in einer spielerischen Art und Weise.

Das Training für Jugendliche und Erwachsene dauert zwischen 2 und 4 Stunden und beginnt mit einer lockeren Aufwärmung und anschließendem intensiven Stretching. Danach wird je nach Trainingstag Kampf oder Formbasis geübt, gefolgt vom Trainieren von Anwendungen am Partner oder üben der Formen.

Abschließend wird noch ein Konditionstraining und ein Cooldown Stretching gemacht, um das Verkürzen der Muskeln zu verhindern.

KFSB: Wie oft kann man in Ihrer Schule trainieren?
E. Baskaynak: Für Kinder findet 2 mal wöchentlich Training statt. Erwachsene trainieren regulär 2 mal wöchentlich und können auf Wunsch weitere Trainingstage nach absprache mit mir wahrnehmen.

KFSB: Spielen in Ihrem Unterricht andere traditionelle Elemente/ Künste wie z.B. Löwentanz eine Rolle?
E. Baskaynak: Ja auf jeden Fall, traditionelle Elemente werden bei uns genauso geübt wie moderne. Ich versuche eine Harmonie zwischen Moderne und Tradition zu finden, denn die Tradition ist wichtig und sollte nie in Vergessenheit geraten, da ohne sie das Moderne nicht geboren werden könnte. Außerdem werden den Lernenden auch Werte und Prinzipien vermittelt, die sie im Umgang miteinander formen sollen:

- FREUNDLICHKEIT
- RESPEKT
- HILFSBEREITSCHAFT
- BESCHEIDENHEIT

sind die Punkte auf die ich großen Wert lege.

KFSB: Welchen Stellenwert besitzen Formen in Ihrem Unterricht?
E. Baskaynak: Einen großen, allerdings werden Formen (Taolu) im DFQ als einzelne Übungen betrachtet, die aneinander gereiht wurden um mit Körper und Geist in Einklang zu kommen. Sie sind nicht wie im Karate als Scheinkampf zu betrachten, sondern so, dass jede einzelne Übung eine Anwendung darstellt, welche auch so betrachtet werden sollte.

KFSB: Welche Rolle spielen Beintechniken in Ihrem Training?
E. Baskaynak: Beintechnicken nehmen einen sehr großen Teil der Trainingszeit ein und werden sehr intensiv geübt, von Schrittarbeit über Tritttechniken bis zu Spüngen und Sprungtritten. Beintechnicken sind sehr schwierig und deshalb ist Kontinuierlichkeit und Disziplin nötig, um ein Level zu erreichen, wo man sie so einsetzen kann wie Handtechnicken.

KFSB: Welche Rolle spielt der Freikampf?
E. Baskaynak: Er ist sehr wichtig, aber der Freikampf (Sanshou) wird erst ab einem höherem Level geübt, denn so werden Verletzungen vermieden. Für die Anfänger wird in Form von Parnerübungen, die als Vorstufe für den Freikampf dienen soll, erstmal in Bewegungsabläufen beigebracht Reflexe und auch Kontrolle zu entwickeln, so dass sie dann später in einem Kampf auch das Erlernte "frei" anwenden können.

KFSB: Wird auf SV-Anwendungen eingegangen?
E. Baskaynak: Ja, den dies ist eine Kampfkunst und dient so auch zur Selbstverteidigung.

KFSB: Spielt Akrobatik im Unterricht eine Rolle, muß man sehr fit und beweglich sein?
E. Baskaynak: Nun, ja und nein, es hängt ganz von den Zielen des Übenden ab. Da es verschiedene Sparten (Filmkampf, Showteam Training, Traditionelles Wushu und SV) gibt, spielt sie in einigen mehr und in anderen weniger eine Rolle.

Möchte man in Richtung Schauspiel, Stunts oder Shows gehn, so gibt es bei uns ein spezielles Programm für Film und Showkampf.

Innerhalb des regulären Plans gibt es bei uns nur die gänigen Sprungkicks und einfache Überschläge und Schraubentechnicken, welche im Rahmen des Traditionellen Kung Fu bzw Wu Shu auch vorkommen. 720 Grad Sprünge wie im Wushu werden nicht Trainiert. Im SV-Berreich gibt es keine Akrobatik.

KFSB: Finden auch Wettkämpfe statt?
E. Baskaynak: Nein, aber es besteht die Möglichkeit, für Wettkämpfe zu trainieren und unter einer unserer Partnerschulen zu starten.

KFSB: Gibt es ein Angebot für Kinder?
E. Baskaynak: Ja, Kinder ab vier Jahren dürfen am Training teilnehmen.

KFSB: Werden Waffentechniken unterrichtet?
E. Baskaynak: Naja, es werden keine Formen mit Waffen, sondern nur Faustformen und waffenlose Techniken geübt, bis auf einige Angriffssituationen im SV- Training.

KFSB: Spielt geistige Übung (z.B. Meditation) eine Rolle?
E. Baskaynak: Ja, Meditation und Qi Gong sind fester Bestandteil des Trainings.